Fabio Flüs
Tod und Sterben gehören zu meinem Beruf – aber vor allem gehört das Leben dazu.
Palliativpflege heißt für mich: da zu sein, wenn Worte fehlen, Halt geben, wenn die Zeit stillzustehen scheint."
— Fabio Flüs
Es geht nicht nur ums Sterben – es geht darum, Leben bis zum letzten Moment zu spüren und zu begleiten. Weil jeder Moment zählt.
Fabio Flüs arbeitet als Pflegefachmann auf der Chirurgie und berichtet gleichzeitig als Digital Creator von sich und seinem Alltag.
Hier könnt ihr mehr über ihn erfahren:
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Anna Schulz lief 538 km für die Palliativversorgung
Hey Anna, Glückwunsch zum erfolgreichen Erlaufen von 538 Kilometern! Welches Fazit ziehst du für dich?
Anna: Mein Fazit zum gesamten Lauf fällt rundum positiv aus. Wir konnten nicht nur Spenden sammeln, sondern auch enorme Aufmerksamkeit für die Palliativversorgung schaffen. Ob in TV, Zeitung, Radio oder Social Media – überall wurde darüber berichtet. Genau das war mein Ziel: das Thema in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Auch meine persönliche Reise war eine Bereicherung – ich nehme unendlich viele Erfahrungen und Eindrücke mit.
Was für Reaktionen hast du erlebt?
Die Resonanz war toll. An vielen Stellen bekam ich Anerkennung für meine Leistung. Viele Menschen haben mir dafür gedankt, dass ich das Thema Palliativversorgung sichtbar mache, und ich wurde für meine Energie und mein Engagement bewundert.
Und der schönste Moment?
Ein besonders schöner Moment war, als ich unterwegs spürte, dass ich nicht mehr in meinen eigenen Gedanken gefangen war, sondern einfach den Augenblick genießen konnte. Gleichzeitig waren die Begegnungen auf den verschiedenen Palliativstationen sehr wertvoll: Inspirationen für unsere eigene Arbeit, neue Kontakte – und vielleicht die Basis für größere gemeinsame Projekte in der Zukunft.
Welchen Herausforderungen bist du begegnet?
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Anna Schulz läuft 538 km für die Palliativversorgung
Auf ihrer Wanderung durch Niedersachsen spürte Anna Schulz einmal mehr, wie kontrastreich dieses Land ist: hier belebte Städte und malerische Dörfer, dort Wege aus Beton, die dennoch von Natur und Weite eingerahmt waren. Immer wieder zeigte sich Niedersachsen von seiner schönsten Seite und schenkte ihr wertvolle Eindrücke für den weiteren Weg.
Ein besonderer Höhepunkt war der Besuch der Palliativstation im Klinikum Osnabrück am 23. September – kurz bevor es für Anna zurück nach Nordrhein-Westfalen ging. Schon beim Ankommen wurde sie mit offenen Armen empfangen. Der Vormittag war geprägt von Herzlichkeit, intensivem Austausch mit den Pflegekräften und dem Gefühl, gemeinsam etwas bewegen zu können. Ideen flossen, Gedanken wurden geteilt – ein lebendiges Miteinander, das noch lange nachhallt. Die außergewöhnliche Gastfreundschaft von Prof. Dr. Lüttje und seiner Frau berührte Anna zutiefst und machte diesen Aufenthalt zu einem Moment voller Wärme und Dankbarkeit.
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Anna Schulz läuft 538 km für die Palliativversorgung
Nachdem Anna Schulz Brandenburg hinter sich gelassen hatte, führten sie die nächsten Etappen durch Sachsen-Anhalt – vorbei an Feldern, Wäldern und stillen Wegen. Doch nicht nur die Natur, auch ein besonderer Termin erwartete sie: der Besuch einer zertifizierten Palliativstation.
Schon bei ihrer Ankunft spürte sie die herzliche Atmosphäre. Pflegekräfte begrüßten sie, Stationsärztin Dr.in Wiebke Wuerl und Chefarzt Prof. Dr. med. Christoph Kahl nahmen sich Zeit für ein persönliches Willkommen. Wenig später sprach Anna gemeinsam mit Dr.in Wuerl im Interview mit der Magdeburger Volksstimme über ihren Lauf und ihre Botschaft. Auch der WDR hatte über ihre Vorbereitungen berichtet.
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Anna Schulz läuft 538 km für die Palliativversorgung
Am 9. September hat die Läuferin und Pflegefachkraft Anna Schulz die Grenze nach Sachsen-Anhalt überquert – ein guter Moment, um die ersten Etappen des Weges Revue passieren zu lassen.
Der Start in Berlin war etwas ganz Besonderes: Am Brandenburger Tor überraschten Anna drei ihrer Kolleginnen – Dr. Borchmeyer, leitende Oberärztin der Palliativstation des Klinikums Marl, Psychoonkologin Brit und Teamkollegin Miriam – mit ihrem spontanen Besuch. Gemeinsam mit Annas bestem Freund und Wegbegleiter ging es los: 538 Kilometer zu Fuß, für mehr Transparenz in der Palliativversorgung.
Die erste Station war die Palliativstation im Helios Klinikum Emil von Behring. Dort empfing Anna ein herzliches Team rund um Oberärztin Cathleen Thätner mit einer Sportler-Vesper. "Wir sprachen über die Idee meines Laufs, die Bedeutung palliativer Versorgung und die Notwendigkeit, Vorurteile abzubauen. Am nächsten Tag begleitete mich Cathleen sogar persönlich bis nach Potsdam – inklusive Insider-Führung und einem sehr leckeren Pflaumenkuchen bei ihrer besten Freundin", erzählt Anna.
📺 Der WDR berichtete über ihre Vorbereitungen und ihre Ankunft in Berlin.
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"Humor ist kein Widerspruch zur Trauer" – Stefan Schöttler im Gespräch mit Heiner Melching
Was passiert, wenn ein Kabarettist und Ex-Boxer auf den Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin trifft? Ein Gespräch, das tief berührt, zum Nachdenken anregt und gleichzeitig herzhaftes Lachen erlaubt.
In diesem knapp 20-minütigen Interview sprechen Stefan Schöttler und Heiner Melching über Themen, die uns alle betreffen, über die wir aber oft nicht sprechen: Sterben, Trauern, Loslassen und die Kraft von Beziehungen und Humor in schweren Zeiten.
Stefan erzählt offen von seiner Kindheit, in der er Humor als Schutz und Werkzeug entdeckte, von dem Verlust seines besten Freundes und von eigenen Erfahrungen mit Krankheit. Heiner gibt Einblicke in die Arbeit der Palliativversorgung und zeigt, warum ein "gutes Sterben" nicht nur möglich, sondern gestaltbar ist.
Zentrale Themen des Gesprächs sind:
- Beziehungsarbeit – warum sie in der Palliativversorgung genauso wichtig ist wie auf der Bühne
- Humor als Therapie – und wie er hilft, auch schwierige Wahrheiten auszusprechen
- Tabu Tod – warum wir lernen müssen, darüber zu reden, bevor es zu spät ist
- Gestaltungsspielräume am Lebensende – und wie wir Ängste abbauen können
- Schwäche zulassen – und warum das ein Akt von Stärke sein kann
Das Interview ist kein klassisches Fachgespräch – es ist persönlich, menschlich und ehrlich. Heiner bringt es auf den Punkt: "Ein gutes Sterben ist gestaltbar. Wir sind nicht Opfer, sondern Mitgestaltende."
Das ganze Gespräch gibt es jetzt auf unserem YouTube-Kanal – zum Nachdenken, Lachen und vielleicht auch für ein paar Freudentränen.
Hier geht's zum Film: DGP-YouTube
„Zertifizierung ist kein Titel, den man kaufen kann“
Anna Schulz läuft nicht nur für ihre eigene Fitness, sondern für mehr Sichtbarkeit und Transparenz in der Palliativversorgung. Auf ihrer Route besucht sie gezielt zertifizierte Palliativstationen, spricht mit den Teams und möchte zeigen, was hinter „zertifizierter Qualität“ steckt. Im Interview erzählt sie, warum diese Auszeichnung so besonders ist, wie sie sich auf ihren Jubiläums- und Spendenlauf vorbereitet – und warum Palliativstationen für sie Orte voller Leben sind.
DGP: Warum war es dir wichtig, auf deiner Laufroute gezielt zertifizierte Palliativstationen anzusteuern?
Anna Schulz: Mir war es wichtig zu zeigen: Eine Zertifizierung ist etwas Besonderes. Man kann sie nicht einfach kaufen – sie muss erarbeitet werden. Sie steht für Einrichtungen, die sich hohen Anforderungen stellen und diese konsequent leben. Das bestätigt die hohe Qualität ihrer Arbeit. Darum habe ich meine Route so geplant, dass ich diese Stationen besuchen kann – um ihnen, neben unserer eigenen in Marl, deren 15-jähriges Jubiläum wir am 27.9. feiern, eine Plattform zu geben.
„Zertifizierte Qualität“ – mehr als ein Schild an der Tür
Was verbindest du persönlich mit dem Begriff „zertifizierte Qualität“ in der Palliativversorgung – und was sollte die Öffentlichkeit darüber wissen?
Palliativstationen gibt es viele – leider noch nicht genug in Deutschland. Doch „zertifizierte Qualität“ bedeutet mehr als nur den Namen auf der Tür. Sie steht für eine externe, unabhängige Überprüfung, bei der hohe Standards regelmäßig unter die Lupe genommen werden. Diese Stationen sind verpflichtet, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und auf dem neuesten Stand zu bleiben. Leider weiß die Öffentlichkeit oft zu wenig über Palliativversorgung. Ich möchte dazu beitragen, das zu ändern – indem ich meine Erfahrungen teile und so mehr Transparenz schaffe.
Wo Menschlichkeit und Leben zuhause sind
Gab es bei der Vorbereitung Stationen, deren Engagement oder Schwerpunkte dich besonders beeindruckt haben?
Unsere eigene Palliativstation beeindruckt mich jeden Tag – seit 15 Jahren im Einsatz, seit 7 Jahren zertifiziert. Wer sie betritt, spürt sofort: Hier steckt Menschlichkeit und Leben drin. Stillstand gibt es nicht, das Team will immer „up to date“ sein. Unser Motto lautet: Stillstand ist Rückschritt. Für Patient:innen und Zugehörige ist die Station kein Ort des Sterbens, sondern einer voller Leben – manchmal erfüllt von Klaviermusik, auch wenn gerade keine Pflichtarbeit ansteht. Das Engagement des gesamten Teams und des Fördervereins geht weit über das geforderte Maß hinaus. Bisher kenne ich nur unsere Station – umso gespannter bin ich auf die Begegnungen unterwegs.
Fit für den Jubiläums-, Info- und Spendenlauf
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Dr. Annette Sander, Kinderpalliativmedizinerin
Dorothea Weiß, Musiktherapeutin
Ein Nachmittag im April 2020. Draußen herrscht Corona-Ausnahmezustand, drinnen klingelt das Telefon in unserem Kinderpalliativteam.
Die Anfrage kommt aus einer benachbarten Kinderklinik: Ein neugeborenes Mädchen, zweieinhalb Wochen alt, liegt dort intubiert auf der Intensivstation – mit einer infausten Prognose. Die Eltern haben einen Herzenswunsch: Sie möchten ihre Tochter wenigstens für ein paar Stunden mit nach Hause nehmen. Damit sie ihre Familie kennenlernen kann – ihre Geschwister, die Großeltern, das Zuhause, das für so viele Kinder alltäglich ist.
Das Mädchen soll für den Transport intubiert bleiben, dann zu Hause extubiert und mit seiner Familie in einer vermutlich sehr kurzen Sterbephase zu Hause begleitet werden. Wir kennen die Familie nicht, haben eine solche Situation selbst noch nie begleitet. Und trotzdem: Wir zögern keine Sekunde. Wir sagen Ja. Auch wenn zu dem Zeitpunkt noch niemand von uns weiß, wie es genau gehen kann, spüren wir, dass es keinen anderen Weg gibt.
Am nächsten Tag treffen wir – eine Ärztin, zwei Pflegekräfte und unsere Seelsorgerin – am Nachmittag bei der Familie ein. Wir werden herzlich empfangen. Die Familie sitzt am Tisch, isst Suppe. „Der Tag wird lang und anstrengend“, sagt der Vater. „Da brauchen wir noch eine Stärkung.“
Wenig später trifft der Rettungswagen mit der kleinen Schwester ein. Wir übernehmen das intubierte Kind von der begleitenden ärztlichen Kollegin. Nun ist sie daheim.
Nun ist dieser kleine Mensch in seiner Familie angekommen. Und plötzlich wird aus einem traurigen Abschied etwas Lebendiges, Intensives. Mit großer Zuwendung, tiefer Traurigkeit und ganz viel liebevoller Fürsorge durch die Geschwisterkinder wandert das kleine Mädchen von Schoß zu Schoß. Auch die Großeltern kommen noch dazu und sind dankbar ihr Enkelkind noch einen Moment im Arm halten zu dürfen, da auch sie wegen der Pandemie keinen Zugang zum Krankenhaus gehabt hatten.
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Assistant Professor of Nursing
Florida Southern College
Als mein 90-jähriger Vater schwer erkrankte, verbrachte er seine letzte Lebenszeit zunächst auf einer Palliativstation, später in einem stationären Hospiz. Für uns als Familie war der Kontakt zu ihm besonders wichtig – und manchmal die einzige Möglichkeit, Nähe herzustellen, war digital.
Wir nutzten ein sprachgesteuertes Gerät mit Videofunktion: Mit einem einfachen Befehl konnte mein Vater mich sehen und hören, ohne selbst ein Telefon bedienen zu müssen. In einer kritischen Situation half dieses Gerät sogar, einen Sturz zu verhindern.
Doch die Reaktionen auf diese Technologie hätten unterschiedlicher kaum sein können:
Im Krankenhaus wurde der Einsatz nach kurzer Zeit wegen Datenschutzbedenken untersagt – trotz des erlebten Nutzens. Im Hospiz hingegen begegnete man der Idee mit Offenheit: Das Team band das Gerät in die tägliche Versorgung ein, nutzte es für Rücksprachen, musikalische Angebote und sogar für die Begleitung bei Visiten. Die letzte Verbindung zu meinem Vater – in dem Moment, als er starb – erfolgte über dieses Gerät.
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Am 5. September 2025 ist es so weit: Der große Jubiläumslauf der Palliativstation Marl startet gegen 11 Uhr am Brandenburger Tor in Berlin – und führt in 23 Tagen bis zum Zielpunkt in Marl. Anlass ist das 15-jährige Bestehen des Klinikums. Ein besonderes Jubiläum, das nicht nur gefeiert, sondern erlaufen wird.
Eine Läuferin. Viele Stationen. Eine Botschaft.
Auf den Weg macht sich eine besondere Mitarbeiterin des Klinikums Marl: Anna Schulz, Pflegefachkraft mit einem großen Herz für die Palliativversorgung – und einer noch größeren Portion Motivation. Ihr Ziel: Eine Strecke von mehr als 500 Kilometern bis nach Marl zu erlaufen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und auf diese Weise sichtbar zu machen, was Palliativversorgung leistet – für Patient:innen, Zugehörige und Teams.
Planung, Training, Teamwork
Schon seit Monaten wird geplant, trainiert und organisiert:
- Die Route steht,
- Unterkünfte sind gebucht,
- Stationen freuen sich auf den Besuch,
- und die Laufschuhe sind längst eingelaufen.
Hinter den Kulissen arbeitet ein engagiertes Team aus Mitarbeitenden des Klinikums Marl und Kooperationspartner:innen daran, dass der Lauf ein voller Erfolg wird – organisatorisch, sportlich und menschlich. Denn dieser Lauf ist mehr als eine sportliche Herausforderung. Er ist ein Symbol für die Bewegung – und die braucht auch die Palliativversorgung in ganz Deutschland.
Wir begleiten den Weg – digital & emotional
Als DGP begleiten wir den Jubiläumslauf auf unserem Instagram-Kanal @dasistpalliativ und hier auf dem Blog. Du kannst dich auf persönliche Einblicke, Tagesetappen, Stimmen von unterwegs und Begegnungen entlang der Strecke freuen.
📍 Start ist der 5.9.2025 in Berlin.
🎉 Ziel ist das 15-jährige Jubiläum am 27.9.2025 in Marl.
Der Weg und das Ziel
Es geht für 23 Tage entlang wunderschöner Städte, Dörfer und Landschaften. 538 Kilometer.
➡️ Hier kannst du dir die Strecke anschauen.
📣Du willst den Lauf unterstützen? Teile die Aktion auf Social Media: Nutze die Hashtags #dasistpalliativ, #DGP, #Jubiläumslauf, #PalliativklinikumMarl
Lebenspartner
Ein gehaltenes Versprechen: Wie Palliativversorgung unsere letzte gemeinsame Zeit geprägt hat
Meine Lebenspartnerin habe ich 2014 kennengelernt – ich war 53, sie sechs Jahre jünger. Wir haben uns schnell ineinander verliebt und bald entschieden, zusammenzuziehen. Acht Jahre später, im Sommer 2022, erhielt sie die Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Da bereits ihre Mutter und ihr Onkel an dieser Krankheit gestorben waren, wusste sie genau, was das bedeutet.
Ihre Form von ALS war besonders schnell fortschreitend. Sie entschied sich bewusst gegen eine invasive Beatmung. Im Mai 2024 wurde eine 24-Stunden-Intensivpflege zu Hause notwendig – der Pflegeaufwand war für uns Angehörige und die Caritas allein nicht mehr zu bewältigen. Eine Unterbringung im Heim lehnte sie entschieden ab.
Ende des Sommers wandte ich mich auf ihren Wunsch hin an das Palliativteam Ingolstadt. Was wir nicht wussten: Der leitende Palliativmediziner wohnte nur ein paar Häuser weiter. Er kam wenig später gemeinsam mit einer Kollegin zu uns. Sie erklärten, was palliativmedizinisch möglich ist – und meine Partnerin erzählte, trotz stark eingeschränkter Sprache, was ihr für ihr Lebensende wichtig war. Ihre größte Angst war, zu ersticken.
Der Arzt versprach ihr damals: „Es ist bei uns noch kein ALS-Patient erstickt.“ Diese Zusage hat sie tief berührt und ihr geholfen, die letzten Monate mit weniger Angst durchzustehen.
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Stellvertretende Leitende Pflegefachkraft Palliative Care
Hospiz Bad Münder
Die Arbeit in der Palliativversorgung hat mir auf tief berührende Weise gezeigt, wie kostbar jeder einzelne Tag ist.
Was diese Arbeit so besonders macht? Dass der Mensch im Mittelpunkt steht – nicht die Krankheit. Es geht um Selbstbestimmung, um das Ernstnehmen von Wünschen, ums Gesehen- und Gehörtwerden.
Die Arbeit in der Palliativversorgung hat mir auf tief berührende Weise gezeigt, wie kostbar jeder einzelne Tag ist.
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Ärztliche Leitung
Palliative Care Team Papillon Berlin
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Patient, der zutiefst enttäuscht von seinen bisherigen Ärzt:innen war – hoffnungslos, resigniert.
Beim Erstgespräch habe ich – außer zuzuhören – nichts gemacht. Keine Medikamente verordnet oder abgesetzt, keine Empfehlungen ausgesprochen. Der Patient lag im Bett, starrte an die Decke, ohne das geringste Bedürfnis, Blickkontakt aufzunehmen. Es war deutlich zu spüren, wie sehr er sich zurückgezogen hatte.
Eine Woche später, beim nächsten Hausbesuch, saß derselbe Patient im weißen Hemd, mit einer Zeitung in der Hand, im Wohnzimmer – und strahlte mich an.
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Patientin mit Lebensfreude
Das Leben genießen – auch wenn es endlich ist
Nadja Seipel ist 48 Jahre alt, Mutter, Ehefrau, Tierliebhaberin – und palliative Patientin. Ihre Diagnose ist schwer, doch ihr Blick auf das Leben ist voller Hoffnung, Klarheit und Wärme. In diesem sehr persönlichen Gespräch erzählt sie, was für sie „gut leben“ bedeutet, wie sie mit ihrer Tochter über Krankheit spricht und warum die Palliativversorgung für sie viel mehr ist als nur eine Wegbegleiterin am Lebensende.
Hallo Nadja. In einem Satz: Wer bist du?
Hallo, mein Name ist Nadja, ich bin 48 Jahre alt, habe eine 15-jährige Tochter, einen wunderbaren Ehemann sowie zwei Hunde und zwei Katzen.
Was bedeutet für dich „gut leben“ – im Bewusstsein, dass das Leben endlich ist?
Ich habe 2015 die Brustkrebsdiagnose erhalten und im Januar 2021 die Diagnose eines Pleuraergusses. Inzwischen habe ich Metastasen in Lunge, Leber, Lymphen und Knochen – ich lebe mit einer palliativen Diagnose.
So schlimm das auch ist: Ich verliere die Hoffnung nicht. Ich freue mich über jeden Tag, an dem ich aufstehen und am Leben teilhaben darf. Das ist nicht immer einfach – aber wichtig ist, dass man nach schweren Stunden wieder nach vorne schaut und das Positive sieht.
Für mich sind das meine Familie, meine Freunde, die Community in den sozialen Netzwerken, unsere Urlaube – und all die kleinen Dinge, die mir gut tun. Ein schönes Kleidungsstück kann zum Beispiel richtig gute Laune machen.
Was glaubst du: Wieso fällt es uns so schwer, über das Sterben zu sprechen – obwohl es uns alle betrifft?
Es ist vielleicht die allgemeine Angst vor dem Sterben – dem Unbekannten. Die habe ich auch: Angst vor dem Sterbeprozess – aber nicht vor dem Tod selbst. Hoffentlich dauert es noch viele Jahre, bis es so weit ist. Bis dahin genieße ich mein Leben, schiebe nichts mehr auf und nehme die Dinge, wie sie kommen.
Du sprichst offen über schwere Zeiten – was hilft dir, wenn du dich machtlos fühlst?
Ich spreche frei über alles, was mich beschäftigt. Natürlich habe ich auch Ängste. Aber vor dem Tod selbst habe ich keine Angst – darüber habe ich viel nachgedacht.
Meine Familie möchte darüber allerdings nicht sprechen, weil es sie zu sehr an meinen vielleicht zu frühen Tod erinnert. Es schmerzt – und diesen Schmerz möchte ich ihnen nicht zumuten. Am besten kann ich mit Menschen reden, die Ähnliches erleben. Sie verstehen mich ohne viele Worte, weil sie das Gleiche durchmachen müssen.
Du bist Mutter – wie sprichst du mit deiner Tochter über Krankheit und Verlust?
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Pflegefachkraft, Influencer Pflege
In der Pflege begleiten wir nicht nur Leben – wir begleiten auch das Sterben.
Und trotzdem schweigen wir oft darüber.
Weil es nicht ins Image passt.
Weil man nichts falsch machen will.
Weil keiner weiß, wie man’s richtig sagt.
Aber wer stirbt, verdient Sichtbarkeit.
Und wer pflegt, verdient Anerkennung – auch dafür.
Ich habe Menschen losgelassen.
Hände gehalten. Stille ausgehalten.
Und oft – nur Minuten später –
musste ich weiter. Zum nächsten Bewohner.
Mit einem Lächeln. Mit Ruhe. Mit Würde.
Pflege endet nicht mit dem Tod.
Sie zeigt sich genau dort –
von ihrer menschlichsten Seite.
– John Victor Lopes, Pflegefachkraft | Content Creator | Influencer Pflege
Juni 2025
Palliativfachkraft, Praxisanleiterin und IMC-Fachkraft
Wenn ich gefragt werde, was mich in meinem Beruf in der Palliativversorgung bewegt, denke ich nicht zuerst an Medikamente, Monitore oder Pflegepläne. Ich denke an Begegnungen. An stille Momente voller Bedeutung. An Augenblicke, in denen Worte nicht mehr nötig sind.
Ich arbeite als Palliativpflegefachkraft, Praxisanleiterin und IMC-Fachkraft (Anm.: Intermediate-Care-Station = Brücke zwischen der Intensiv- und der Normalpflege, Zentraler Notaufnahme und OP-Bereich) auf einer Station, auf der wir Menschen nicht nur behandeln, sondern auch auf ihrem letzten Weg begleiten. Und genau diese Vielschichtigkeit bewegt mich – jeden Tag aufs Neue.
Eine Begegnung ist mir besonders im Herzen geblieben. Es war eine Frau mittleren Alters, die wir auf unserer IMC-Station aufgenommen hatten. Sie kam nach einem schweren Schub ihrer Grunderkrankung zu uns – es war klar, dass diese Situation nicht gut ausgehen würde. Auch sie selbst hatte das verstanden. Und doch trug sie eine Ruhe in sich, die mich tief berührte.
Ich erinnere mich an den vierten Abend nach ihrer Aufnahme. Die Vitalparameter waren schlecht, das Monitoring lief – aber ihre größte Sorge war nicht der nächste Atemzug. Es waren ihre zwei Töchter. Die beiden kamen und baten mich, bei ihnen zu bleiben, sie zu unterstützen in dieser schweren Zeit. Also setzte ich mich dazu ans Bett. Wir hielten gemeinsam einfach nur die Stille aus.
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Täglich leistest du als Teil eines multiprofessionellen Teams in der Palliativversorgung Großes – mit Herz, Fachwissen und Menschlichkeit. Ob Pflege, Medizin, Sozialarbeit, Seelsorge, Psychologie, Physiotherapie, Ehrenamt oder Verwaltung: Deine Perspektive ist wertvoll.
Wir möchten diese Vielfalt sichtbar machen – und laden dich herzlich ein, deine persönliche Geschichte aus dem Berufsalltag zu teilen.
Was hat dich berührt? Wann hast du etwas gelernt, das du nie vergessen wirst? Welche Begegnung hat dir gezeigt, warum deine Arbeit so wichtig ist?
Auf unserem Blog (diesem hier) veröffentlichen wir regelmäßig kurze Erfahrungsberichte von Menschen, die in der Palliativversorgung arbeiten – mit dem Ziel, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und die Bedeutung deiner Arbeit zu zeigen.
So geht’s: Schreib uns einen Text (ca. 1.000-2.000 Zeichen) oder sende uns Stichworte – wir helfen dir gerne bei der Redaktion. Die Veröffentlichung kann auf Wunsch anonym oder mit Namensnennung erfolgen.
📧 Beiträge an:
#dasistpalliativ – und du bist ein Teil davon.
Comedian & Kabarettist
Videos aus dem Städtischen Krankenhaus Kiel
Als Social Media Managerin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin erlebe ich täglich, wie viel Herzblut, Menschlichkeit und stille Stärke in der Palliativversorgung stecken. Aber für viele Menschen außerhalb der „Palliativ-Welt“ ist das ein Thema, über das man erst spricht, wenn es plötzlich im eigenen Leben auftaucht. Dabei lohnt es sich, schon viel früher hinzuschauen und hinzuhören.
In zwei Videos zur Kampagne #dasistpalliativ geben Mitarbeitende der Palliativstation vom Städtischen Krankenhauses Kiel ganz persönliche Einblicke in ihre Arbeit: Sie erzählen vom Dasein für Patient:innen, vom Begleiten der Zugehörigen – und von kleinen, berührenden Gesten wie handgeschriebenen Beileidskarten nach jedem Versterben.
Das alles zeigt: Palliativversorgung ist vielseitig, zutiefst menschlich und reicht weit über die medizinische, pflegerische und therapeutische Behandlung hinaus.
Mit #dasistpalliativ wollen wir diese besondere Arbeit sichtbar machen – und mehr Bewusstsein für ein Thema schaffen, das uns alle angeht.
⬇️ Zu den Videos!
Das Stück "Ex und hopp(s)", was im Mai 2022 Premiere hatte, wird am 6. April 2025 erneut aufgeführt. Realisiert wurde das Projekt von Eva Bittner und Stefan Schütz. Wir wollten gern mehr über das "Theater der Erfahrungen" wissen und wie sie auf die Idee kamen, Tod und Sterben als zentrale Themen für die Bühne auszuwählen.
DGP: Hallo Herr Schütz. Wie ist die Idee zu 'Ex und hopp(s)' entstanden? Gab es einen besonderen Auslöser?
Stefan Schütz: Die Idee entstand aus meinen Erfahrungen in der ambulanten und stationären Hospizarbeit. Während im Bundestag heiß über den § 217 StGB, also über das Thema assistierter Suizid diskutiert wurde, forderte ein neuer Hospizpatient direkt nach Aufnahme eine palliative Sedierung. Das sorgte für eine intensive Debatte im Team: Dabei wurde deutlich, dass der Respekt vor der persönlichen Autonomie eines Menschen nicht isoliert betrachtet werden kann, da der Sterbewunsch auf die Hilfe und Unterstützung von medizinischem oder pflegerischem Personal setzt und gleichzeitig Zugehörige betrifft. So entstand die Idee, sich intensiver mit Sterbewünschen und deren Auswirkungen auseinanderzusetzen.
Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen dem Ambulanten Hospizdienst und dem Theater der Erfahrungen?
Beide Projekte gehören zum Nachbarschaftsheim Schöneberg und hatten schon mit 'Bertha, stirb endlich!' erfolgreich zusammengearbeitet. Die Mischung aus Improvisation und Humor hat sich bewährt. Eva Bittner und ich als Leitungen der jeweiligen Einrichtungen harmonieren auf vielen Ebenen, und auch das Vertrauen zwischen den ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Hospizes und den Spielerinnen des Altentheaters war schnell da – genau wie der Mut, sich einem schwierigen Thema auf spielerische Weise zu nähern.
Improvisationen waren Teil der Entwicklung – welche Chancen und Herausforderungen brachte das mit sich?
