Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Patient, der zutiefst enttäuscht von seinen bisherigen Ärzt:innen war – hoffnungslos, resigniert.
Beim Erstgespräch habe ich – außer zuzuhören – nichts gemacht. Keine Medikamente verordnet oder abgesetzt, keine Empfehlungen ausgesprochen. Der Patient lag im Bett, starrte an die Decke, ohne das geringste Bedürfnis, Blickkontakt aufzunehmen. Es war deutlich zu spüren, wie sehr er sich zurückgezogen hatte.
Eine Woche später, beim nächsten Hausbesuch, saß derselbe Patient im weißen Hemd, mit einer Zeitung in der Hand, im Wohnzimmer – und strahlte mich an.
Auf meine ziemlich verdutzte Frage, was denn in der vergangenen Woche passiert sei, antwortete er: „Sie waren die erste Ärztin, die mir zugehört hat, ohne mich zu unterbrechen, ohne meine bisherigen Entscheidungen zu bewerten und ohne mir ungefragt Tipps zu geben. Das hat mich motiviert, aus dem Bett aufzustehen und weiterzuleben.“
Beraten und begleiten – ohne zu bewerten. Das ist mein Mantra. Es trägt mich durch meinen Arbeitsalltag.
Juli 2025
