Sonja May

Sonja May

Mein Opa, ein aktiver, naturverbundener Mensch, hatte eine Demenz, die nach dem Tod meiner Oma sehr schnell voranschritt. Er hatte in den letzten Lebensmonaten einige wiederkehrende Infekte, die jedes Mal Klinikaufenthalte mit sich zogen. Daher entschieden wir uns zusammen mit dem Hausarzt, dass wir die nächste zustandsverschlechternde Situation palliativ behandeln lassen, um ihm einen weiteren Klinikaufenthalt zu ersparen. Wir haben als Familie viel über solche Situationen gesprochen, auch mit ihm zusammen, als das noch möglich war. Daher wussten wir eigentlich sehr genau, was sein Wille war. Es kam wieder ein Infekt, und sein Zustand verschlechterte sich recht schnell, sodass wir mit dem Hausarzt eine SAPV-Versorgung organisierten.

Das hat uns als Familie enorm entlastet. Einerseits, weil sie ihm die Medikamente richtig gut einstellen konnten und weil sie uns das Gefühl gegeben haben: Was wir tun, ist richtig, weil es für ihn richtig war. Wir haben ihm weitere Untersuchungen, Transporte, Behandlungen ersparen können und er konnte noch zehn Tage mit uns verbringen. Ohne Schmerzen und ohne Angst.

Und er musste nichts tun, was er nicht wollte. Die SAPV hat nicht nur meinem Opa die Angst und die Schmerzen genommen, sondern auch uns. Weil wir gesehen haben, dass es ihm gut geht. Sie haben uns darin bestärkt, dass es in Ordnung ist, ihn nicht mehr in ein Krankenhaus zu bringen, dass es in Ordnung ist, dass er nicht mehr Essen und Trinken will und dass es in Ordnung ist, ihn gehen zu lassen. Diese Bestätigung haben wir nicht von jedem erfahren. Das SAPV-Team konnte uns die Angst und Zweifel vor dieser Entscheidung nehmen und dafür bin ich unendlich dankbar.

Diese letzten Tage, die ich persönlich mit meinem Opa noch verbringen konnte, waren für mich sehr wertvoll, weil ich gemerkt habe, dass er trotz seiner Demenz gemerkt hat, dass ich da war. Obwohl ich kein sehr gläubiger Mensch bin, habe ich viel mit ihm gebetet. Ihm war sein Glaube immer sehr wichtig. Und ich hatte das Gefühl, ihm hat das genauso viel bedeutet wie mir. Ohne diesen palliativen Weg, hätten wir diese zehn Tage als Familie nicht so intensiv mit ihm nutzen können.

(März 2024)

Eine Kampagne der DGP

logo 360 63 2