Karlheinz Kristel

Karlheinz Kristel

Annekathrin, meine Frau, war selbst Krankenschwester von Beruf mit Leib und Seele auf einer Palliativstation. Das, was meine Frau als Krankenschwester stets unheilbar kranken Menschen in diesem sensiblen Lebensabschnitt auf der Palliativstation zuteilwerden ließ, musste sie wegen ihres fortgeschrittenen Lungenkrebses selbst in Anspruch nehmen. Wir durften erfahren, dass das Team der Palliativstation, je nach Situation, mal Anker, mal Strohhalm war, an den wir uns dankbar klammerten. Sie ermöglichten es meiner Frau auch noch einmal mitsamt den akkubetriebenen Schmerzmittelpumpen ein paar Stunden nach Hause zu kommen. Im Rollstuhl, an dem die Pumpen montiert waren, schob ich meine Gattin noch einmal durch ihren überaus geliebten Garten. Es war ein sonniger Frühlingstag. An ihrer Mimik sah ich, wie freudvoll sie die unzähligen bunt blühenden Blumen beäugte, die sie im vergangenen Herbst noch selbst in großer Zahl als Zwiebeln in die Erde gesteckt hatte. Auch der Flieder mit seinen prallen Knospen weckte ihre Aufmerksamkeit. Ganz genau betrachtete sie die Amulette der Kolleginnen und Kollegen der Palliativstation. Vor einigen Monaten hatten sie diese bei einem Besuch am Fliederbusch befestigt."

(Juni 2023)

 

Eine Kampagne der DGP

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