Jana Gorasch

Jana Gorasch

 Es ist großartig, dass es Angebote der Palliativversorgung gibt. Für die Allermeisten ist dies ein großer Segen. In der Krankheitssituation meiner Mutter war die professionelle Palliativ-Betreuung jedoch nicht das passende. Unsere Palliativversorgung bestand daher aus der Zuwendung durch Freund*innen, die mit Apfelkuchen oder Gitarre vor der Tür standen, aus lieben Nachbarn, aus Zusammenhalt in der Familie und vor allem aus der Selbstbestimmung derjenigen, die nie das geringste Interesse hatte zu sterben und trotzdem „den Dingen ins Auge schauen musste“. Meine Mutter wünschte sich Menschen, die in aller Bescheidenheit und unaufdringlich „da sind“ und die warmherzig den Kontakt mit ihr als Lebendige – nicht als Sterbende – suchen und schätzen. Dies ist für viele Menschen sicherlich verständlich und selbstverständlich. Unsere Erfahrungen haben mein Vater und ich mit Gedichten und Bildern festgehalten, wie dem Gedicht „Palliative Care“.

PALLIATIVE CARE
Seid so gut und erinnert mich
nicht,
dass ich
ohne Aussicht
sei.
Ich möchte
Lebensgeister wachhalten.
Gehen werde ich an einem anderen Tag,
jetzt bleibe ich.
Brauche lebensnotwendig
lebensverlängernde Maßnahmen:
den überraschten Blick auf die Gänseblümchen,
das erwärmende Wort mit der Nachbarin,
das stillende Lied des Kindes,
den verrückten Glauben an meine Zukunft,
am Tag den Apfelkuchen der Freunde.
In der Nacht
Deine Nachtwache.
Meine lebensverlängernde Maßnahme
bist Du."

(Mai 2023)

 

Eine Kampagne der DGP

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