Palliativ bedeutet für mich Spiritualität. Sie ist für mich das, was uns trägt, uns inspiriert und uns die Möglichkeit zum Ausdruck unserer Gefühle und Emotionen gibt. Sie stellt zugleich einen Zugang zu sich selbst und zu unserer Außenwelt dar. Über das Kreative kann sich das Spirituelle ausdrücken.
Ich betreue auch dementiell veränderte Menschen in ihrem Zuhause, denn auch sie bedürfen der Begleitung. Mit Hilfe von kreativen Angeboten können sie sich ausdrücken, gerade auch dann, wenn Sprache und andere Kommunikationsformen für sie nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen. Die Sinne werden bei solchen Angeboten, wie hier in diesem Bild, durch optische, haptische und nasale Reize, (also durch Anschauen, Anfassen und Riechen) angeregt. So war es diesem Patienten möglich, mit Fingerfarben seinem Erlebten in Form des Nachzeichnens einer Pflanze, Ausdruck zu verleihen. Gleichzeitig ist es für mich als Betreuende dabei möglich, wahrzunehmen, wie es dem Menschen geht, ob er entspannt ist beim Malen oder ob er womöglich Schmerzen, Angst oder ähnliches hat. Und das ist sehr wichtig, denn meist finden dementiell veränderte Menschen kaum Möglichkeiten dies der Umwelt mitzuteilen.
(München, Mai 2022)